Zeittafel

1955-1977

1955-1977

1955

Auf einer Spanienreise entdeckt Niki de Saint Phalle das Werk von Antoni Gaudí, das sie entscheidend prägt; insbesondere der Parc Güell in Barcelona beeinflusst ihren Entscheid, einen eigenen Skulpturengarten zu schaffen, und regt sie dazu an, verschiedene Materialien und Fundobjekte zu Hauptelementen ihrer Kunst zu machen.

1960-1961

Niki besichtigt mit Jean Tinguely den Palais idéal des Facteur Cheval, eines Briefträgers, der in Hauterives (Drôme, Zentralfrankreich) einen seiner kindlichen Fantasie entsprechenden Palast errichtete. Später macht Tinguely die Nouveaux Réalistes mit Chevals Bau bekannt.

1962

Niki und Jean Tinguely reisen nach Kalifornien und besichtigen die Watts Tower von Simon Rodia in Los Angeles.

1966

Niki arbeitet mit anderen an Hon für das Moderna Museet in Stockholm. Die Riesenskulptur erregt weltweites Aufsehen und verstärkt ihren Wunsch, einen eigenen Skulpturengarten zu schaffen. In Stockholm lernen Niki und Tinguely den jungen Schweizer Künstler Rico Weber kennen, der viele Jahre lang ihr Assistent und Kollege bleibt und eine wichtige Rolle für den Bau des Tarot-Gartens spielt.

1972

Niki beginnt die Zusammenarbeit mit dem Hersteller von Kunstplastiken und Polyesterspezialisten Haligon, der für sie zahlreiche grossformatige Skulpturen und Multiples produziert.

1974

Im Juni 1974 schafft Niki das Modell für den Nana-Brunnen, das 1990 vergrössert und im März 1993 im Tarot-Garten aufgestellt wird.

Nach einem Krankenhausaufenthalt wegen eines Lungenabszesses, der auf die jahrelange Arbeit mit Polyester zurückzuführen ist, erholt sich Niki in St. Moritz. Dort trifft sie Marella Caracciolo Agnelli wieder, die sie in den 1950er Jahren in New York kennen gelernt hatte. Niki erzählt ihrer Freundin von ihrem Traum eines Gartens mit Skulpturen, die auf den Symbolen des Tarot-Spiels beruhen. In der Folge stellen ihr Marellas Brüder, Carlo und Nicola Caracciolo, ein Landstück des Familienbesitzes in Garavicchio in der Toskana für die Verwirklichung ihres Traums zur Verfügung. Das Projekt des Tarot-Gartens nimmt Nikis Denken und Schaffen fast zwanzig Jahre lang in Anspruch.

1975-1977

Niki kehrt für längere Zeit in die Schweizer Berge zurück, wo sie an der Planung ihres Skulpturengartens arbeitet und die Figuren entwickelt, die ihn bevölkern und die mystischen Bedeutungen, Anspielungen und Energien des Tarots ausdrücken sollen.

1977

Wird Ricardo Menon ihr Assistent für die nächsten zehn Jahre.

Palais Idéal du Facteur Cheval, 31. Dezember 1961 (Larry Rivers, Clarice Rivers, John Ashbery, Niki de Saint Phalle, Jean Larcade) Foto: © unbekannt Niki de Saint Phalle im Park Guëll, Barcelona. Foto: © unbekannt

1978-1980

1978-1980

1978

Niki beginnt mit der Anlage ihres Giardino dei Tarocchi auf dem Anwesen von Carlo und Nicola Caracciolo in Garavicchio in der Südtoskana. Sie fertigt erste Modelle an, die auf den Arcana Maiora des Tarot-Spiels beruhen und die Monumental-skulpturen für ihren Garten vorwegnehmen.

In Paris lernt Niki Pierre Marie Lejeune kennen, in dessen Atelier ihre Drucke und Skulpturen angefertigt werden, und stellt ihn an, um beim Bemalen ihrer Skulpturen für den Strawinsky-Brunnen in Paris zu helfen.

1979

Niki de Saint Phalle verbringt ihre meiste Zeit in der Toskana. Das Gelände wird gerodet, Fundamente werden gelegt. Für die nächsten zehn Jahre ist Niki überwiegend mit ihrem Garten beschäftigt und erhält dabei die Hilfe zahlreicher Freunde und Anhänger.

Ugo Celletti, ein Briefträger, beginnt 1979 für den Tarot-Garten zu arbeiten. Wie Niki schreibt, «legte er zunächst Steinwege an und versah dann die Eisenkonstruktion der Skulpturen mit Drahtgittern auf die der Zement gespritzt wurde. Später bat mich Ugo, sein Geschick für die Verkleidung der Skulpturen mit Spiegelstücken auf die Probe zu stellen. Er erwies sich als wahrer Poet für Spiegel-mosaiken.» Im Laufe der Zeit arbeiteten viele Einheimische für den Garten; neben den hier namentlich genannten, gab es zahlreiche weitere Helferinnen und Helfer.

Die Galerie Gimpel & Weitzenhoffer in New York veranstaltet eine Ausstellung mit Modellen und Fotografien von Nikis architektonischen Entwürfen. Die Wanderschau ist in vielen amerikanischen Städten zu sehen.

1980

Im April 1980 beginnt Niki die ersten architektonischen Skulpturen für ihren Tarot-Garten zu schaffen, die Hohepriesterin und den Magier. Den Anfang macht die Hohepriesterin, die weibliche Kreativität un Kraft darstellt. Von 1980 bis 1982 schweissen Jean Tinguely und sein «Swiss Team» – Rico Weber und Seppi Imhof – die Eisenkonstruktionen für diese erste Werkgruppe, zu der auch die Kaiserin (Sphinx) gehört.

Pierre Marie Lejeune besucht erstmals den Tarot-Garten. Niki hat die Idee, ihre Werke mit Keramikund Spiegelstücken zu verkleiden. Pierre Marie arbeitet jahrelang mit ihr zusammen. Auf Reisen durch Polen, die ehemalige Tschechoslowakei, Frankreich, Deutschland, Belgien, Italien und die Vereinigten Staaten sucht er nach neuen Materialien und Techniken. Bestimmte Elemente lässt er nach Nikis Angaben herstellen. Er entwickelt ein Verfahren, um die Skulpturen mit Mosaiken zu verkleiden, und beauftragt seine damalige Ehefrau, Isabelle Dunoyer de Segonzac, mit der Leitung einer Mosaikwerkstatt. Niki gibt ihm carte blanche, um Bänke, Möbel un andere Elemente für den Garten zu entwerfen.

Niki de Saint Phalle und Jean Tinguely auf dem Geluande des zukünftigen Tarot-Gartens, circa 1979. Foto: © Laurent Condominas Schweißen des Metalgerüsts. Foto: Rico Weber / © Etat de Fribourg Suisse / Musée d’art et d’histoire Fribourg Suisse

1981-1982

1981-1982

1981

Niki mietet ein Häuschen in der Nähe des Tarot-Gartens und stellt Hilfskäfte aus den umliegenden Bauernhöfen an, um ihr bei ihrem gewaltigen Unternehmen zu helfen. Mit ihrer jahrelangen Arbeit tragen sie entscheidend zum Erfolg des Projekts bei. Der Tarot-Garten wächst und wächst.

Der holländische Künstler Dok van Winsen trifft Niki in Amsterdam und arbeitet in der Folge mit Jean Tinguely (und Niki) am Cyclop mit. Ende 1981 kommt er zum ersten Mal nach Garavicchio.

1982

Dok van Winsen stösst zum Team und übernimmt Tinguelys Job als Schweisser der Eisenkonstruktionen der Skulpturen. «Dank des mittelalterlich geschulten Blickes von Jean Tinguely und Dok van Winsen gelang die Vergrösserung meiner Modelle in perfekter Weise», schreibt Niki. «Alle Armierungen der Monumentalskulpturen wurden durch die Muskelkraft des Arbeitsteams aus Eisenstücken geformt und zusammengeschweisst.»

Tonino Urtis stösst zum Team, um Dok van Winsen bei den Schweissarbeiten für die ersten, von Jean und seinem «Swiss Team» begonnenen Werke zu unterstützen : Hohepriesterin, Magier, Kaiser, aber auch die Sonne und der Baum des Lebens. All diese Skulpturen entstehen simultan, da Niki es liebt, an mehreren Projekten gleichzeitig zu arbeiten. Am Jahresende sind die Arbeiten so weit gediehen, dass der Zement angebracht werden kann.

Im Auftrag der Jaqueline Cochran Company kreiert Niki ein Parfum, das ihren Namen trägt und dessen Einnahmen zur Finanzierung des Tarot-Gartens beitragen sollen. Sie entwirft als Verpackung einen Flakon in Blau und Gold mit einem Logo aus ineinander verschlungenen Schlangen und reist durch die Vereinigten Staaten, um für as Parfum zu werben.

Niki de Saint Phalle erkrankt an rheumatischer Arthritis, unter der sie bis an ihr Lebensende leiden wird.

Eisengerüst der Kaiserin, des Magiers, und der Hohepriesterin. Foto: © Giulio Pietromarchi Schweißen des Metalgerüsts der Kaiserin. Foto: Rico Weber / © Etat de Fribourg Suisse / Musée d’art et d’histoire Fribourg Suisse Vorbereitungen der Crew, die Sonnenskulptur mit einem Kran zu heben. Foto: © unbekannt

1983

1983

1983

Niki zieht in die Riesenskulptur der Kaiserin ein, die als Sphinx gestaltet ist und ihr als Atelier und Wohnung für die nächsten sieben Jahre dient, eine Zeit, in der sie intensiv an der Fertigstellung des Gartens arbeitet. Sie beschliesst, neben Spiegel- und Glasstücken auch Keramik für die Verkleidung ihrer Skulpturen einzusetzen. Ihr Freund und Assistent Ricardo Menon macht sie mit Venera Finocchiaro bekannt, einer Töpferlehrerin in Rom. «Venera sollte die Töpferin des Gartens werden in dessen Welt sie völlig eintauchte», schreibt Niki. «Sie lebte im Garten und entsprach meiner Bitte, neuartige Dinge zu schaffen, die es zuvor in der Keramik noch nicht gegeben hatte. Ihre herrlichen Arbeiten sprechen für sich selbst.»

1983 schweisst Dok van Winsen, assistiert von Tonino Urtis, die zweite Gruppe architektonischer Sulpturen: den Kaiser, den Turm, den Hohepriester, die Gerechtigkeit (ausgenommen die Arme der Waage, die Urtis später aus rostfreiem Stahl herstellt) und die Kapelle, in der sich ursprünglich der Hängende befand. Nachdem Tinguely einen Herzanfall erlitten hatte, gelobte Niki, falls er wieder gesund würde, eine kleine Kapelle zu seinen Ehren zu errichten. So wird der Hängende schliesslich im Baum des Lebens installiert. Der Hohepriester (laut Niki «Jeans Lieblingsskulptur im ganzen Garten») wird von Dok van Winsen begonnen und von Tinguely fertiggestellt.

Nach Abschluss der Schweissarbeiten erhalten alle Skulpturen eine zweite, dünnere Lage aus Eisen auf der zwei Lagen Drahtgitter befestigt werden. Sobald die Eisenkonstrucktion der architektonischen Skulpturen fertiggestellt ist, wird De Villa, ein Spezialunternehmen aus Ventimiglia, für die Betonarbeitten gerufen. De Villa bringt einen ersten Belag auf. Danach wird das Innere der Kaiserin mit Isoliermaterial und einer Lage Drahtgitter versehen. Über einer Teerschicht, welche die Kaiserin vor Regen schützt, trägt De Villa eine letzte Schicht weissen Zements auf.

Die Stärke (der Drache) wird im Garten aus Eisen, Zement und Mosaik geschaffen. Dok van Winsen beginnt 1983 mit der Schweissarbeit und kehrt mehrmals, je nach Nikis wechselnden Ideen über den Mosaikbelag, zu dieser Skulputur zurück. Die Stärke wird 1989 vollendet.

1983 fertigt Niki ein Modell für den Mond (Nr. XVIII) an. 1983-1984 legt Tonino Urtis das erste Mosaik für die Hand des Magiers. Gérard Haligon und Pierre Marie Lejeune bemalen di Sonne im Sommer 1983; dies ist Pierre Maries erste Arbeit im Garten. Von 1983 bis 1995 besucht er den Tarot-Garten vier bis fünf Mal jährlich für jeweils eine Woche; von 1995 bis 2002 sind seine Besuche weniger häufig.

Vorbereitungen der Crew, Zement auf das Metalgerüst zu spritzen, Dezember 1982. Foto: © unbekannt Eisengerüst und Zement im Inneren der Kaiserin, 1983. Foto: © Giulio Pietromarchi Die Herrscherin in Zement und einer Teerschicht. Foto: © Dok van Winsen

1984-1985

1984-1985

1984

Marco Iacotonio beginnt seine Tätigkeit im Garten indem er dem Zement den letzten Schliff gibt. Von 1984 bis 1987 verbringt Niki ihre meiste Zeit im Tarot-Garten, wo eine ganze Reihe ihrer Hauptwerke kurz vor der Fertigstellung stehen.

Pierre Marie Lejeune und Gérard Haligon modellieren die Schlange an der Basis der Hohopriesterin und fertigen für sie die ersten Keramiken an, die sie mit rohem Ton direkt auf den Zement aufbringen; die Keramiken werden von Venera Finocchiaro fertiggestellt.

Niki fertigt im September Modelle für die Mässigkeit (Nr. XIV) und den Tod (Nr. XIII) sowie wenig später für die Wahl (die Liebenden) (Nr. VI) an. Alle drei werden von Robert Haligon und seinen Söhnen Gérard und Olivier in Polyester ausgeführt.

Für die noch unvollendeten architektonischen Skulpturen (der Kaiser, der Turm, der Hohepriester und die Gerechtigkeit) werden die Zementarbeiten ausgeführt. Niki Team beherrscht nun die Techniken wie den Umgang mit den Maschinen und arbeitet von früh bis spät. Ein kleiner elektrischer Brennofen wird für die Keramik angeschafft. Vor Ort gebrannte Keramikstückchen werden rund um den Mund der Hohepriesterin geklebt. Die Augen und das Gesicht des Magiers werden aus Spiegelstücken gefertigt. Für das Brennen sind zunächst Doks Ehefrau Toni van Winsen und anschliessend Venera Finocchiaro zuständig, die mit Niki alle Keramiken schafft, die heute im Garten zu finden sind. Zwei weitere Brennöfen werden erworben. Man kann also zu Recht sagen, dass alle Keramiken vor Ort geschaffen wurden.

Das Spiegelmosaik für das Äussere des Turms wird 1984-1985 begonnen. In derselben Zeit entstehen die grosse Schlange der Hohepriesterin aus modellierter Keramik und das Gesicht des Magiers.

Werks, die auf Nikis Tarot-Figuren beruhen, werden in den Galerien Gimpel Fils in London und Gimpel & Fils in London und Gimpel & Weitzenhoffer in New York gezeigt.

1985

Jean Tinguely baut die Maschine für den Turm: Die geschweisste Eisenskulptur (3 x 4 m) namens Eos, die mit einem Elektromotor ausgestattet ist, symbolisiert den Zorn Gottes. Weitere von Tinguely für den Tarot-Garten geschaffene Machinen sind der Brunnen des Schicksals (eine Variation des Rads des Schicksals), eine 1988 geschweisste Eisenskulptur mit Elektromotor im Wasserbecken vor der Hohepriesterin, und die Ungerechtigkeit, eine geschweisste Skulptur aus Eisen, Fundobjekten, Lampen und Elektromotoren, die im Inneren der mit einem riesigen Vorhängeschloss gesicherten Gerechtigkeit (Nr. VIII) Aufstellung findet. Der Zugangsweg trägt die (französische) Inschrift: «Jean Tinguely hat die Ungerechtigkeit im Inneren der Gerechtigkeit gefangen gesetzt un die Türe fest verschlossen.»

Nach den 1984 geschaffenen Modellen werden im Februar die Mässigkeit und im März die Wahl (die Liebenden) von Robert Haligon & Fils in Polyester ausgeführt. Im April wird ein Modell für den Teufel angefertigt.

1985-1986

Wird mit den Spiegel- und Keramikmosaiken für die Kaiserin (Haar in blauem Spiegelmosaik), die Hohepriesterin, den Brunnen (Aussentreppe), den Magier (Gesicht und Stufen) und den Hohepriester (erste Mosaiken) begonnen.

Ein Arbeiter formt Keramik an die Schlange der Hohepriesterin. Foto: © Dok van Winsen Crewarbeiter befestigen ein Mosaik aus Spiegeln am Turm von Babel. Foto: © Giulio Pietromarchi Jean Tinguely schweißt das Rad des Schicksals. Foto: © unbekannt

1986-1987

1986-1987

1986

Niki de Saint Phalle verbringt fast das ganze Jahr im Tarot-Garten, wo weitere Skulpturen aufgestellt werden. Ricardo Menon macht Niki mit Marcelo Zitelli bekannt, der für sie ein wichtiger Assistent und Mitarbeiter wird. Das Spiegel-mosaik für das Äussere des Turms wird 1986-1987 abgeschlossen.

Claudio Celletti beginnt im Tarot-Garten zu arbeiten. In den Jahren 1987-1993, in denen Niki wieder mehr Zeit in Paris verbringt, schafft sie viele der kleineren Werke für den Garten, darunter den Tod, den Eremiten, den Narren, den Teufel, den Wagen, den Hängenden, das Orakel, den Weisen, die Welt, den Stern, das Gespräch und den Schlangensitz.

Im März fertigt Niki nach dem Modell von 1983 eine vergrösserte Fassung (3 m) des Mondes (Nr. XVIII) an. In der Folge als zu klein betrachtet, wird sie 1992-1993 durch eine noch grössere Version (5 m) ersetzt.

Der Hohepriester und die Gerechtigkeit werden 1987-1988 abgeschlossen.

Niki bittet Pierre Marie Lejeune, Bänke um den Brunnen zu Füssen der Kaiserin (Sphinx) zu schaffen. Dieser schlägt ein kleines Amphitheater mit Sitzen in den Felsen vor, das mit tatkräftiger Hilfe weiterer Teammitglieder fertiggestellt wird.

Die Galerie Bonnier in Genf stellt Neueste Arbeiten von Niki de Saint Phalle aus, darunter limitierte Editionen von Werken nach Skulpturen des Tarot-Gartens: farbige Plastiken und Reliefs in Polyester, Keramik und Glas, signierte und nummerierte Siebdrucke sowie farbige figürliche Vasen in Polyester. Die Einkünfte dienen zur Finanzierung des Tarot-Gartens.

Modelle des Mondes und der Wahl in der Kaiserin. Foto: © unbekannt Niki de Saint Phalle und Jean Tinguely mit der Weltskulptur in ihrem Haus La Commanderie in Frankreich. Foto: © Laurent Condominas Crewarbeiter befestigen Spiegelmosaik am Hohepriester, November 1986. Foto: © Giulio Pietromarchi

1988-1989

1988-1989

1988

Nach dem im September 1984 geschaffenen Modell fertigt Niki im Januar mit ihrem Assistenten Marcelo Zitelli den Tod (Nr. XIII) an. Der Eremit (Nr. IX) wird im Juni in Ton geschaffen. Beide Figuren werden von Haligon in Polyester ausgeführt.

Der Magier (Nr. I) und die Hohepriesterin (Nr. II) werden 1988-1989 abgeschlossen. Die Arbeit konzentriert sich nun auf die Kaiserin (Nr. III) und anschliessend auf den Kaiser (Nr. IV).

Da Niki es allzu einengend findet, im «Schoss ihrer Mutter» – das heisst in der Kaiserin (Sphinx) – zu leben, baut sie sich im Garten ein unterirdisches Studio im Stil eines New Yorker Lofts. 1988 verbringt sie dort bereits einen Teil ihrer Zeit, bevor sie endgültig umzieht.

1989

Alessia Celletti beginnt im Tarot-Garten zu arbeiten.

Ricardo Menon stirbt an Aids. Sein Tod trifft Niki schwer. Sie schafft die Skulptur einer Katze zum Andenken an Ricardo, so dass es im Garten eine bleibende Erinnerung an ihn gibt. In diesen Jahren verliert Niki wegen Aids viele Freunde.

Die Erfahrungen des Tarot-Gartens haben Einfluss auf Nikis Umgang mit Materialien, insbesondere mit farbenprächtigen Mosaiken aus Spiegel- oder Keramikstücken, in anderen Werken. Im Januar 1989 entwirft sie die Welt (Nr. XXI), die von Haligon & Fils in Polyester ausgeführt wird; eine Mosaikfassung wird im Tarot-Garten ausgestellt. Nach dem im April 1985 geschaffenen Modell fertigt Niki im Februar eine vergrösserte Fassung des Teufels (Nr. XV) an. Im August und November schafft sie in Paris mit ihrem Assistenten Marcelo Zitelli Tonfassungen des Narren (Nr. 0) und des Hängenden (Nr. XII).

Auf Nikis Anregung fertigt Pierre Marie Lejeune einen Zementweg an, den er mit Hieroglyphen sowie anderen Zeichen und Symbolen schmückt.

Die Stärke (der Drache) wird abgeschlossen.

Niki de Saint Phalle und Venera Finocchiaro im Studio des Tarot-Gartens. Foto: © Laurent Condominas Niki de Saint Phalle bemalt Ricardo’s Katze, 1989. Foto: © Laurent Condominas Niki de Saint Phalle beschriftet den Zementweg. Foto: © Laurent Condominas

1990-1995

1990-1995

1990

Im September entsteht nach einem Modell vom Juni 1974 eine vergrösserte Fassung des Nana-Brunnens. Der Hängende (Nr. XII) wird im November im Baum des Lebens installiert; im gleichen Monat wird der Teufel (Nr. XV) aufgestellt.

In den späten 1980er und frühen 1990er Jahren hält sich Niki immer weniger im Garten auf. Dennoch entwickelt sich dieser weiter, wobei die Pflege der Anlage und der Skulpturen immer wichtiger wird. 1992-1993 beginnt die Restaurierung der Skulpturen mit Hilfe neuer Klebeverfahren und unter Verwendung von essigsaurem Silikon für Spiegel- und Glasstücke. Unterdessen bemüht sich Niki, dem Garten eine gesetzliche Grundlage zu geben.

1991

Im August stirbt Jean Tinguely in Bern. Nikis Gesundheitszustand verschlechtert sich, während sie sich für die Gründung des Tinguely Museums in Basel einsetzt; dort schliesst sie Freundschaft mit dem Architekten Mario Botta.

Im November wird der Narr (Nr. 0) im Garten aufgestellt. Als Vagabund hat er bereits mehrmals den Ort gewechselt und wird dies auch weiterhin tun…

 

 

1992-1993

Eine neue, vergrösserte Fassung (5 m) des Mondes (Nr. XVIII) wird angefertigt.

1993

Der Brunnenteller (oder Nana-Brunnen) wird im März im Tarot-Garten aufgestellt. Der Mond (Nr. XVIII) wird im Juni aufgestellt.

1994

Aus Gesundheitsgründen zieht Niki nach La Jolla in Kalifornien, wo sie für die nächsten acht Jahre lebt. Sie richtet sich ein Atelier für die Arbeit mit Steinen sowie Spiegel- und Glasstücken ein, die für ihre Skulpturen anstelle der Farbe immer wichtiger werden. Pierre Marie Lejeune reist mehrmals nach Kalifornien, um nach Materialien zu suchen und dort ein Mosaikatelier einzurichten.

1995

Giampiero Ottavi beginnt als Gärtner im Tarot-Garten zu arbeiten. Pierre Marie Lejeune entwirft und stellt Möbel in Eisen und Glas her. 1995-1996 sind fast alle Mosaiken für die Skulpturen abgeschlossen.

Pallas Athéna und Thoëris vorm Studio im Tarot-Garten, 1990. Foto: © Laurent Condominas Crewarbeiter legen den Boden im Kaiser’s Hof. Foto: © unbekannt Mario Botta und Niki de Saint Phalle in ihrem Stidio in La Jolla, Kalifornien 1994. Foto: © Julie Bubar

1996-2002

1996-2002

1996-1998

Die von Pierre Marie Lejeune entworfene «Anti-Boutique» und seine Möbel werden von ihm und anderen Teammitgliedern installiert. Am 4. August 1997 wird in Rom die «Fondazione II Giardino dei Tarocchi» gegründet.

1997 beginnt Stefano Mancini als Verwalter des Tarot-Gartens zu arbeiten, als Nachfolger von Gigi Pecorano, der sich zuvor um die administrativen Belange kümmerte. Mario Botta baut ein Portal am Eingang zum Garten. «Ich bat meinen Freund, den Architekten Mario Botta, den Eingang in den Tarot-Garten als Gegensatz zum Inneren zu gestalten», schreibt Niki. «Mario baute eine festungsartige, männliche Mauer aus schönem einheimischem Stein, die Aussen- und Innenwelt deutlich voneinander trennt. Für mich ist Marios Mauer ein Schutz, wie der Drache, der in den Zaubermärchen einen Schatz bewacht.» Der Tarot-Garten, der bereits zuvor Besucher angezogen hatte, wird am 15. Mai 1998 offiziell für das Publikum geöffnet.

 

 

 

1999-2001

Um 2000 reist Tonino Urtis zweimal in die Vereinigten Staaten, um Nikis neues Team in Südkalifornien in Keramiktechniken zu unterrichten, die für ihr letztes Projekt, Queen Califia’s Magical Circle, benötigt werden.

2002

Fabio Mancini beginnt 2002 im Tarot-Garten zu arbeiten; Massimo Menchetti stösst 2004 hinzu.

Auch nach ihrem Umzug in die Vereinigten Staaten hat Niki den Tarot-Garten nicht aufgegeben. Sie plant ein Labyrinth, für das Land gerodet und Metallstäbe aufgestellt werden. Am 21. Mai 2002 stirbt Niki im Alter von 71 Jahren in La Jolla, Kalifornien. Gemäss ihrem letzten Willen ist die Entwicklung des Tarot-Gartens mit ihrem Tod abgeschlossen.

Am 8. Juli 2002 wird die «Fondazione II Giardino dei Tarocchi» von der Region Toscana offiziell anerkannt.

Bau am Eingang des Tarot-Garten der von Mario Botta entworfen wurde. Foto: © unbekannt Überblick auf den Tarot-Garten. Foto: © Laurent Condominas